Varia
... von Ihren Experten für eigentlich eh fast alles.
Die Spaltung der Gesellschaft
„Spaltung“ ist zum geflügelten Wort geworden - höchste Zeit darüber nachzudenken, was damit eigentlich gemeint sein könnte.
Wir sind also gespalten. Spaltung definiert als „Teilung durch Einwirkung“ ist im Kontext der „Spaltung der Gesellschaft“ immer auch eine unerwünschte Teilung. Niemand begrüßt die Spaltung - woraus wir schließen dürfen, dass alle gerne miteinander verbunden wären.
Nur waren wir das jemals? Und wenn ja, was waren die Grundlagen für unser Verbundensein?
Was gerade so passiert
Da gibt es diese Bekannte von mir, die als Geimpfte in Ihrer Familie nicht mehr willkommen ist. Sie würde ihren Eltern wegen der Impfung keine Enkerl schenken können und überhaupt: Wer so was mit sich machen lässt, dem ist nicht mehr zu trauen. Oder diese Freundin einer befreundeten Ärztin, mit Panikattacken vor sowohl dem Virus als auch der Impfung. Die Schuld liegt ihrer Meinung nach bei den von der Pharmaindustrie gekauften Schulmedizinern - worin genau deren Schuld besteht, kann sie auch nicht sagen. Aber mit einer Medizinerin will sie nichts mehr zu tun haben. Auch Geimpfte reagieren mitunter ganz komisch: Freunde von früher, die sich nicht impfen lassen, werden gemieden - mensch könnte sich ja anstecken. Da hat mensch den Sinn und Zweck dieser Impfung nicht verstanden, die da wäre in erster Linie die Erkrankung und erst in zweiter auch die Übertragung zu verhindern.
Solche und ähnliche Begebenheiten überraschen und enttäuschen natürlich. Mensch dachte er sei sich einig mit seinen Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten - und dann das: Die denken auf einmal ganz anders als ich. Eine Illusion zerbricht.
Kommunikation
Kommunikation wäre das Heilmittel. Kommunikation verbindet, hält also die Spaltung auf oder macht sie rückgängig. Kommunikation bedeutet Ausgleich. Ohne Ausgleich entstehen zwangsläufig Spannungen. Ab einer gewissen Überspannung kracht es - die Spannung entlädt sich unkontrolliert. Eine Gesellschaft braucht den kommunikativen Ausgleich zwischen ihren Mitgliedern, andernfalls wird sie dysfunktional.
Doch was genau ist Kommunikation? Führt ein x-beliebiges Gespräch oder Tratsch, der 140-Zeichen Tweet, das langatmige E-Mail zu einem Ausgleich? Jede Interaktion sorgt mehr oder weniger auch für Ausgleich - aber halt mitunter zu wenig.
Es hat sich in den letzten Jahren eine gewisse als Toleranz getarnte Wurschtigkeit eingeschlichen. Tolerant ohne gleichgültig zu sein, würde beinhalten Konflikte und Widersprüche nicht nur stehen zu lassen, sondern sie auch immer wieder anzusprechen und nach Möglichkeit einer Lösung zuzuführen. Das ist zumindest mein Eindruck. Konflikte wurden nicht mehr diskutiert sondern lieber ausgeklammert und somit totgeschwiegen. „Wir sind ja tolerant“ - soll mein Nachbar, Freund, Kind oder Lebenspartner doch machen was er will. Es tangiert doch niemanden, dass Menschen anfangen, die Schöpfungsgeschichte für richtig und die Evolution für einen nicht beweisbaren Irrglauben zu halten. Wer immer alles nur stehen lässt, wird irgendwann selber anstehen: vor einem Haufen stehen gelassener Konflikte. Waren „wir“ wirklich schon am Mond oder war diese Mondlandung nur eine Inszenierung so wie die Anschläge in NY vom 11. September 2001? Egal - soll doch jeder glauben, was er will. Das war das Mantra der letzten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte: Bloß keine „ideologischen“ oder „verspannten“ Diskussionen - „kannst du das nicht stehen lassen“.
Das hat eine Zeit lang ganz gut funktioniert. Doch mitten in einer Pandemie wäre ein für alle verbindliches Referenzsystem wichtig. Spätestens jetzt Aufmerksame Beobachter konnten das natürlich schon früher entdecken. Spätestens als ein gewisser Donald seine „alternativen Fakten“ verkünden konnte ohne ausgelacht zu werden, war klar, dass da etwas aus dem Ruder läuft. zeigt sich, dass wir verlernt haben, uns zu einigen. Ich denke also, was wir in nächster Zeit mehr oder weniger freiwillig üben werden, ist dieses „sich auf etwas einigen“ Das ist übrigens neu, dass wir das finden dürfen aber somit auch müssen: Unsere Vorfahren hatten stattdessen Gott&Kaiser oder den Führer - da war das Referenzsystem schon vorgegeben. Die aktuelle Gesellschaft ist vielleicht nicht so sehr gespalten sondern eher zersplittert - in tausende von Kleinst- und Privatkonfessionen. . Das wird ein gewaltiger Aufwand noch werden aber so oder so werden wir das brauchen. Diese Pandemie wird eher nicht die letzte gewesen sein und nebenbei lauern noch ein paar andere Krisen, die weit schwieriger zu beherrschen sind als eine Viruswelle und in denen wir alle betreffende Entscheidungen werden fällen müssen.
In einer früheren Version, war hier ein kleiner Abschnitt zum Thema „Fakten“. Dieser ist später in einem eigenen Artikel aufgegangen → „What the fuck sind Fakten?“.