Varia
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Morsche Bretter retten
Altes Holz sanieren und weiter verwenden.
Unsere als Stufenauftritte auf der Terrasse haben über die Jahre mächtig „Patina“ angesetzt.
Zuerst dachte ich, die zwei ca. 3m langen Lärchenbretter wegschmeißen und neue kaufen zu müssen. Bei näherer Betrachtung und ein wenig Kratzen an der Oberfläche erschienen sie mir dann gar nicht mehr so schlecht. Klar es gab ein paar ziemlich hinige Stellen: Geriffelte Oberflächen – vor ein paar Jahren der Trend, weil sie weicher und weniger splittrig aussahen. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Rillen das Wasser am Ablaufen hindern und die Lebensdauer der Bretter damit merklich reduzieren.
- die Schraublöcher
- das Stirnholz an den Enden
- Stellen auf denen dauerhaft irgendwas gelegen hat (Blumentopf, Stein)
Vor allem die geriffelte Oberfläche war über die gesamte Länge, morsch, veralgt und unansehnlich – aber eben nur an der Oberfläche, darunter ist das Holz großteils noch fest. Was also tun?
Sanierungsschritte
In drei einfachen Schritten, lassen sich die Bretter wieder herstellen und werden danach für viele Jahre noch ihren Dienst tun.
Schritt 1: morsches Stirnholz absägen
Morsches Stirnholz - nach ein paar Zentimeter ist das Holz wieder tadellos. In dem Zustand musste es weg: Teils nur wenige Zentimeter säge ich die Bretter mit der Japansäge ab. Das dahinter zum Vorschein kommende, gesunde Stirnholz wird anschließend mit einer Extragabe Owatrol-Öl Owatrolöl ist dünnflüssiger als reines Leinöl und zieht daher tiefer ein. imprägniert.
Was auch geht – aber nur wenn mensch rechtzeitig einschreitet: Leicht angefaultes Stirnholz kann mit einem Leinölbad fixiert werden. Dazu stelle man die mit einer Drahtbürste von allzu lockerem Morsch befreite Stirnseite der Bretter in einen Topf oder Wanne, die einen guten Zentimeter hoch mit Leinöl befüllt wurde. Am besten wenn die Sonne drauf brennt, dann ist das Öl dünnflüssig und zieht schön ein. Nach ein paar Stunden ist das Holz mit Öl vollgesogen und das Brett kann heraus genommen werden. Das im Holz befindliche Leinöl härtet aus und für viele Jahre tut sich bei der Faulstelle nichts mehr – sie wirkt wie eingefroren.
Schritt 2: Oberfläche hobeln
Putzhobel in Aktion Die geriffelte, morsche Schicht wird einfach abgehobelt. Ich hatte nur einen Putzhobel zur Hand, der braucht etwas Kraft aber es waren ja nur zwei Bretter. Bei größerer Anzahl würd ich wohl mit Schlicht- und Doppelhobel vorarbeiten.
Der Vorteil dieser Handhobel gegenüber einer Hobelmaschine: Ich brauch keine Steckdose suchen und mache keinen Lärm. Die Nachbarn danken und mensch kann auch einmal spät Abends oder in der Früh arbeiten. Weiters sind Handhobeln schmäler als die meisten Maschinen. Handhobeln erhält die Längswölbung, was den raschen Abfluss von Niederschlägen begünstigt. So kann entlang einer allenfalls vorhandenen Wölbung des Brettes gehobelt werden. Wird dann das Brett mit Wölbung nach oben montiert, fließt das Wasser schneller ab.
Kein Hobel zur Hand? In dem Fall lassen sich die morschen Holzschichten auch ganz gut mit einer Spachtel und Drahtbürste abnehmen. Die Oberfläche wird dann freilich nicht so schön glatt.
Schritt 3: Leinöl auftragen
Leinöl betont die durch die vorangegangene Verwitterung entstandenen Unregelmäßigkeiten. Wem das zu rustikal anmutet, kann mit dem Hobel zuvor noch etwas mehr abtragen, so daß die Oberfläche homogener wird. Mit einem Pinsel das Leinöl auftragen und verteilen. Anschließend ein paar Tage an einem regengeschützten Ort aushärten lassen. Die Dauer ist schwer vorhersehbar, auch weil der damit einhergehende chemische Vorgang noch immer nicht geklärt werden konnte. Aber ein paar Tage wären gut. Es ist auch nicht so schlimm, wenn die noch ölige Oberfläche den einen oder anderen Regenguss abbekommt. Nur draufsetzen sollte mensch sich nicht zu früh, sonst gibt’s Ölflecken auf den Beinkleidern.
Urfein beim Leinölen ist, dass dabei keine Lösungsmittel im Spiel sind. Man kann also frei atmen und die Haut wird auch nicht angegriffen.
🔥 Aber Vorsicht: Allfällige ölgetränke Fetzen nicht zusammengeknüllt ins Eck schmeißen, sondern schön luftig aufhängen oder in ein Wasserbad geben. Ölgetränkte Tücher neigen zur Selbstentzündung, da der Aushärtungsprozess von Leinöl leicht exotherm ist.
Montage
Torbandschrauben sind für das Holz schonender als Senkkopfschrauben, deren Kopf immer eine kleine Senke in die Oberfläche fräst, in der sich dann das Wasser sammelt. Die sanierten Bretter werden anschließend mit Torbandschrauben (Schlossschrauben) wieder fixiert. Mit ihren breiten Köpfen decken sie die Schraublöcher besser ab als Senkkopfschrauben. Allerdings muss man von unten auch zukommen, um die Muttern anzuziehen.
Falls das nicht geht: Eine gute Alternative sind Tellerkopfschrauben oder halt notfalls Senkkopf und dann ab und an mit Owatrol-Öl nach-imprägnieren. Owatrol kommt ja aus dem Metallbau und schützt so auch die Schrauben vor Korrosion.
❗️Achtung: Das Sanieren mit Leinöl imprägniert das Holz und bremst oder verhindert ein weiteres Zersetzen. Die Stabilität wird damit aber natürlich nicht verbessert oder gar wiederhergestellt. Solcherart „gerettetes“ Holz sollte daher keine tragende Funktion mehr übernehmen müssen.
Zahlt sich das aus?
Eine Alternative für ordentlichere Menschen als ich es bin: Regelmäßig bürsten, ölen und nix auf die Bretteln stellen, das nass ist. Dann kommt es erst später zur Verwitterung. Bei solcherart gepflegten Holzbauten kann es aber dennoch an bestimmtem Stellen – siehe die Aufzählung oben – zu Fäule kommen. Diese lassen sich dann mit genau den hier beschrieben Leinöltricks sanieren. In der Zeit, die ich sonst für die Beschaffen neuer Bretter gebraucht hätte – einen Händler suchen, der Lärchenbretter führt, neues Holz bestellen, abholen und altes Holz wegbringen – war ich mit der Sanierung auch schon wieder fertig. Alles was aus Holz gebaut ist, ist eine prima Kohlenstoffsenke – je länger man das Zeug verwendet um so positiver ist dieser Effekt. Und die eine oder andere Autofahrt hab ich mir so auch erspart.
Voraussetzungen
Damit eine solche Sanierung auch Sinn ergibt, sollte bei der Konstruktion schon auf einiges geachtet werden.
- Holzsorte: Ich hatte vor den Lärchenbrettern solche aus Fichte, die ich zwecks längerer Haltbarkeit lasiert hatte. Die hatten – trotz Lasur – gerade einmal 8 Jahre, also nur halb so lange wie die unbehandelten Lärchenbretter gehalten und mussten dann weggeworfen werden. Die Auswahl der richtigen Holzsorte ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich so eine Arbeit auszahlt.
- Weiters ist die Art und das Material der Verschraubung essentiell. Ausreichend dimensionierte Edelstahlschrauben mit vielleicht noch einem Innenstern (Torx)-Mitnehmer lassen sich auch nach Jahrzehnten noch ausdrehen. Das ist bei verzinkten Pozidrivs („Kreuzschlitz“) nicht unbedingt so.
- Von unten verschraubte Konstruktionen halten länger. Aber beim Abhobeln kann sich diese Konstruktionsweise rächen – wenn das Hobelmesser in die Schraubenspitze fährt, weil das Brett schon zu dünn ist.
❦ ❦ ❦ Adieu Brettl - am Ende gibt’s nochmal ein schönes Feuer.
Lebenzyklus Ende - Entsorgung
Sollte ein mit Leinöl imprägniertes Holz doch eines Tages ganz kaputt sein, kann es immer noch guten Gewissens als Brennholz „thermisch recycelt“, vulgo verheizt werden. Vorausgesetzt mensch hat immer nur Leinöl verwendet und nicht irgendwelche Beizen, Lacke oder Öle mit Zusätzen. Praktisch hatte ich den Fall noch nicht aber ich vermute, das brennt ganz hervorragend.