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Welche Medien helfen, wenn Diskussionen stocken?

Vor- und Nachteile von Gespräch, Telefon, Video, Chat & Co – und warum der richtige Medienmix entscheidend sein kann.

Es gibt viele Gründe, weshalb Diskussionen ins Stocken geraten und sich festfahren. Was mitunter hilft, ist ein Wechsel des Kommunikationsmittels. Doch welche Medien stehen uns eigentlich zur Verfügung und welche Vor- und Nachteile haben sie?

Das persönliche Gespräch

Der Ablauf ist allgemein bekannt: Zwei oder mehr Personen treffen sich zufällig oder verabredet an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit und sprechen miteinander über das, was sie beschäftigt.

Vorteile: Reichhaltige, umfassende Kommunikation – Gestik, Mimik, Tonlage werden wahrgenommen. Weiters ist diese Form nahezu jedem vertraut und mit keinen technischen Hürden belastet.

Nachteile: Geographie aber auch der Zwang zur Gleichzeitigkeit stellen organisatorische Hürden dar. Die Reichhaltigkeit der Kommunikation lenkt gerne auch einmal vom Inhaltlichen ab. Rhetorisch geübte oder dominant auftretende Personen haben es leicht, inhaltlich schwache Positionen dennoch überzeugend vorzubringen oder die Diskussion ins Leere laufen zu lassen. Letzteres lässt sich aber durch Rituale (»Redestein« & Co) oder Moderation korrigieren.

Telephonate, Telephonkonferenzen

Ähnlich einem persönlichen Gespräch, es entfällt aber die geographische Hürde. Dafür ist die Kommunikation ärmer, weil Mimik und Gestik wegfallen. Manchen Menschen ist das aber auch wieder ganz recht.

Größeren Gruppen erfordern viel Disziplin von jedem einzelnen Teilnehmer (TN).

Videokonferenzen

Scheinbar ähnlich einem persönlichen Vor-Ort-Gespräch mit all seinen Vor- und Nachteilen. Meistens sind aber die technischen Hürden recht vielfältig und unberechenbar:

  • Ausrichtung der Kamera (man blickt aneinander vorbei)
  • die Körperhaltung kann nur eingeschränkt als Kommunikationsmittel eingesetzt werden
  • Verzögerungen bei der Übertragung sorgen für Verwirrung
  • sich selber zuzusehen ist ungewohnt

Der Betrieb des dafür benötigten Servers ist kostenintensiv, weshalb oftmals auf »Gratis«-Angebote ausgewichen wird, welche dem überwachungskapitalistischen Komplex zuarbeiten.

Chat-Gruppen, Mailinglisten, Foren

Auch wenn diese recht unterschiedlich ausgestaltet sein können, ist ihnen eines gemein: Die Teilnahme findet zeitlich und geographisch ungebunden statt ist also asynchron und ortsunabhängig.

Vorteile: Technisch einfach und der Aufwand für die Zeitplanung und Anfahrt entfällt. Somit sehr niederschwellige im Zugang. Sachliche Themen können leicht sachlich abgearbeitet werden. Gedankengänge können in Ruhe zu Ende gedacht werden. Unfertiges, in sich Widersprüchliches kann vom Sender zuvor selber korrigiert werden.

Nachteile: Nicht jeder ist bereit, die eigenen Gedankengänge vor dem Versenden sorgfältig zu prüfen. So geraten erst recht wieder unausgereifte Überlegungen in Umlauf, die durch die schriftliche Fixierung auch noch mehr Gewicht erhalten als bloß dahingesagtes.

Das Auflösen von Missverständnissen und die Klärung emotionaler Themen ist schwierig: Aus der Nicht-Gleichzeitigkeit sich ergebende Wartezeiten führen dazu, dass einzelne TN sich in Emotionen hineinsteigern bevor ein Missverständnis aufgeklärt werden konnte. Parallel verlaufende Gesprächsfäden geraten schnell durcheinander, es ist oft unklar, wer sich worauf bezieht. Die TN sind unterschiedlich diszipliniert, in der Anwendung der technischen Möglichkeiten, einen Gesprächsverlauf zu dokumentieren.

Fazit und meine persönlichen Präferenzen

In meiner Praxis hat sich eine Kombination aus persönlichen Gesprächen und asynchroner, schriftlicher Kommunikation (Chat-Gruppen, Mailinglisten, Foren) am besten bewährt. Auch mit Telkos komme ich gut zurecht, wenn ich die TN auch persönlich schon kenne. Mit reinen Tele-Beziehungen tue ich mich generell schwer – egal ob privat oder geschäftlich.

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