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Barrierefreies Kopfsteinpflaster

Kopenhagen ist bekannt für seine Fahrradfreundlichkeit und für sein Kopfsteinpfaster – doch wie geht das zusammen?

Dänemarks Verkehrspolitik gilt als fahrradfreundlich. Zu recht übrigens! – aber das ist eine längere Geschichte, die wann anders erzählt wird. Doch wie kann eine Stadt, die für ihre vielen historischen Kopfstein­pflaster­straßen bekannt ist, zugleich als Fahrradstadt reüssieren? Ist dieser Straßenbelag bei Radfahrern doch alles andere als beliebt. Zwei Ansätze zur Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs konnte ich beobachten.

Rollspuren

Die Pflasterungen in Kopenhagen wirken uralt und sind im Vergleich zu Wien sehr uneben. Erinnern wir uns beispielsweise daran, was den Anlass gab, die Schulhofpassage in Mariahilf zu sperren: Die damalige Bezirksvorsteherin Kaufmann forderte den Eigentümer auf, die »Trittsicherheit« in der damals für die Öffentlichkeit nutzbare Passage wieder her zu stellen. Das war diesem zu blöd und er sperrte die Passage (leider dann in weiterer Folge dauerhaft). Wenn in Wien eine Fläche nicht überhaupt gleich mit Asphalt zugegossen wird, schaut sie meist aus wie der Vorplatz eines Seniorenheims – dominiert von maximal rollator­freundlichem Beton. Meiner Beobachtung und Erinnerung nach sind Zustände, wie sie damals in der Passage herrschten, in Kopenhagen einfach normal. Die Kopenhagener Stadtverwaltung mutet ihren Bürgern diesbezüglich einiges zu. Das hat aber vielleicht den Vorteil, dass die Menschen dort nicht so leicht motorisch verblöden – was letztendlich die Unfälle vielleicht sogar reduziert.

Aber für alles was Räder hat und nicht durchgeschüttelt werden will – Kinderwagen, Rollator, Fahrrad, Roller, Rollstuhl – gibt es fast immer eine Spur aus ebenen Platten zwischen den Pflastersteinen.

Straßenbelag in der Kopenhagener Innstadt – zwei Spuren für Kinderwägen oder Rollstühle vereinen gekonnt die Ästhetik des historischen Belags mit Barrierefreiheit.
Diese Spuren können auch mit dem Rollator benützt werden.
Als Material wird der gleiche Stein verwendet – nur die Form und Verlegeweise unterscheiden sich vom umgebenden Belag.


Geschliffene Steine

Ausgewählte Straßen werden »geschliffen«. Mit einem mir bisher nicht näher bekannten Verfahren, wird die Oberfläche der Steine auf der Fahrbahn geglättet. Ich kann bestätigen, dass es sich auf solchen Straßen sehr viel angenehmer radelt als auf den »historischen«. Ich würde auch davon ausgehen, dass die Roll­geräusche der Autos so reduziert werden.

Geschliffenes Kofsteinpflaster lässt sich komfortabel auch mit normalen Fahrrädern benutzen. Dabei schaut es nicht viel anders aus, als die der historische Rumpelpiste am Gehweg im Hintergrund.
Die Unterschiede werden erst bei genauerem Hinsehen sichtbar: Links im Bild der normale Gehwegbelag, rechts der geschliffene für die Fahrbahn.

Siehe auch

Mikael Colville Andersen. Micro-designing Better Cobblestone Streets for Cycling.

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