Mit einem Klick durchs Fediverse: Wie man PeerTube-Videos auch ohne Konto liken kann

Warum das ActivityPub-Protokoll mehr ermöglicht, als PeerTube auf den ersten Blick zeigt – und wie bessere Hinweise die Hürden für neue Nutzer senken könnten.

Elena Rossini hat ein wirklich inspirierendes Video erstellt. In nur 4  Minuten erklärt sie uns das Fediverse und auch gleich, warum wir eigentlich alle nur noch dort sein sollten. Es ist nicht schwer, diesen großartigen Kurzfilm zu mögen. Aber ihn zu »liken«, benötigt einiges an Hintergrundwissen und Fertigkeiten.

Das Problem

PeerTube-Server sind über das ActivityPub-Protokoll mit allen anderen Servern des Fediverse verbunden. Das heißt, ich kann mit nur einem Konto (bspw. Mastodon) mit allen anderen interagieren. Damit sollte es technisch auch möglich sein, ohne eigenes PeerTube-Konto ein PeerTube-Video zu »liken« und zu kommentieren.

Doch wie sieht die Realität aus? Wer naheliegender Weise auf das Daumen-Hoch Symbol unter dem PeerTube-Video klickt, wird zunächst einmal enttäuscht:

⊕ Ein Video einfach nur zu »liken« ist auf den ersten Blick gar nicht möglich. Doch die Fehlermeldung »Du musst angemeldet sein, um Videos zu bewerten« ist irreführend …

Es schaut so aus, als ob nur Benutzer mit einem PeerTube-Konto ein »Like« abgeben könnten.

Die Lösung

Wir wissen es aber besser. Das ActivityPub-Protokoll wurde ja genau dafür geschaffen, dass ich mit nur einem Konto allen im Fediverse folgen und sinnvollerweise dann auch mit ihnen interagieren kann. Also, irgendwo muss sich diese Funktion ja verstecken.

Fündig werden wir derzeit etwas weiter unten bei den Kommentaren:

⊕ So geht's! In das Feld zum Schreiben eines Kommentars klicken ①. Dann öffnet sich ein Fenster, bei dem ich meine Mastodon-ID eintragen kann ②.

Nach dem Klick auf Remote interact öffnet sich ein Pop-up-Fenster in meinem Browser. Dort finde ich mich auf einmal in Mastodon wieder und kann nun das Video über den Stern favorisieren – das gibt dann ein Like mehr auf PeerTube. Ich könnte auch gleich einen Kommentar verfassen. Das ist aber nicht zwingend nötig, man kann es auch einfach beim »Liken« belassen.

⊕ Mittels Mastodon ein PeerTube »geliked« (favorisiert) und kommentiert. Es geht also doch.

Es gibt noch eine Stolperstein am Weg: Da es sich um ein Pop-up-Fenster handelt und diese in der Vergangenheit auch dazu missbraucht wurden, um den Benutzern irgendwelchen Mist anzuzeigen, erlauben die meisten Browser das automatischen Öffnen eines Pop-Ups nicht. In Safari beispielsweise muss zuerst ein kleines Symbol in der Adressleiste angeklickt werden.

⊕ Das Pop-up-Fenster öffnet sich erst, wenn dieses Symbol angeklickt wurde. (Nur bei Safari-Browser, andere Browser lösen das anders.)

Das Resümee

Ich habe es also geschafft, ohne PeerTube Konto, nur mit meinem Mastodon-Account ein Video zu liken und zu kommentieren. Das wäre so, wie wenn ich mit einem Twitter-Konto mich auch auf YouTube oder TikTok bewegen könnte. Selbstverständlich ginge das auch mit jedem anderen Fediverse Dienst, es muss nicht immer Mastodon sein.

⊕ Am PeerTube-Server gibt es nun ein Daumen-hoch mehr und auch der Kommentar scheint auf.

Technisch macht uns das ActivityPub-Protokoll also ein bestechendes Angebot und es funktioniert auch wirklich. Die Kehrseite ist, dass solche dezentralen Lösungen niemals so sauber und aus einem Guss auftreten, wie die Silo-Lösungen des überwachungskapitalistischen Komplexes.

• Damit auch technophobe Leute nicht gleich aufgeben, braucht es zum einen Transfer von Hintergrundwissen und Fertigkeiten an die breite Bevölkerung.
• Das User Interface (UI) von PeerTube ist aber auch verbesserbar: So wäre es schon einmal hilfreich, wenn die Fehlermeldung einen Hinweis darauf liefern würde, wie ein »Like« von extern abzugeben ist. Ich werde die nächsten Tage einen diesbezüglichen Feature-Request an das PeerTube Entwickler Team formulieren.

Ein Nebenschauplatz ist, dass Mastodon einige ausgerissene Gefühlssymbole (»Emojis«) bereithält. Diese werden auf PeerTube nur als Text dargestellt. Dass :mastogrin: ein grinsendes, prähistorisches Rüsseltier meint, kann auch nicht ein jedes wissen. Ich werde auch diesen Punkt einmal vorsichtig bei PeerTube einmelden.

Quellen:

Elena Rossini. Introducing the Fediverse: a New Era of Social Media 🌐

Ingo Lantschner (Github). Make it easy to interact with remote accounts. #7119 🌐

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