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Gendern 2.0 - geschlechtergerechter Sprachgebrauch
Sprache beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen – und wer in ihr sichtbar ist. Das generische Maskulinum, das angeblich alle Geschlechter umfasst, ist nicht mehr zeitgemäß. Doch typographische Lösungen wie das Gendersternchen oder Doppelnennungen sind letztendlich nur Scheinlösungen, die das zu Grunde liegende grammatische Problem nicht lösen.
Das Konzept des »markierten Maskulinums« bietet durch Erweiterungen eine neue Möglichkeit, geschlechtergerechte Sprache klar und einfach zu gestalten. Unabhängig von mir sind auch andere auf ähnliche bis gleiche Lösungen gekommen für die sich der Oberbegriff Gendern 2.0 zu etablieren beginnt.
Anerkennend …
… dass nicht alle Menschen in einem binären Mann-/Frau-Schema abzubilden sind.
… dass das »generisches Maskulinum« eine Vielzahl an Problemen aufwirft – vor allem weil es das Rollenverständnis einer Epoche widerspiegelt, die wir gerne hinter uns lassen würden.
… dass typographische Interventionen (LeserIn, Ärzt*n, ...) das grammatikalische Problem einer fehlenden geschlechtsneutralen Form nicht lösen können.
… dass Sprache der Verständigung und nicht der Durchsetzung von Weltanschauungen dienen sollte
… dass Sachverhalte konsequent geschlechtergerecht und präzise zu formulieren sind.
Das markierte Maskulinum
Die Regeln für das Gendern mit markiertem Maskulinum früher »spezifisches Maskulinum« sind denkbar einfach und rückwärtskompatibel mit allem, was in den letzten Jahrhunderten an Texten geschaffen wurde. Weiters kann es problemlos geschrieben und gesprochen werden, es ist inklusiv und erweiterbar.
- Die kurzen Stammformen verwenden wir als geschlechtsneutralen Oberbegriffe für alle: Lehrer, Leser, Ärzte, Schüler, …
- Durch das Anhängen der bisher schon üblichen ‑in Endung, wird die weibliche Form gebildet: Lehrerin, Leserin, Ärztin, Schülerin, …
- ‑ich ist die verkürzte und universeller einsetzbare Form des beispielsweise vom Gänserich bekannten ‑erich Wie bei den Frauen, wird auch der Sonderfall Mann durch das Anhängen einer Endung kenntlich gemacht. Ich verwende dafür das ‑ich: Lehrerich, Leserich, Ärztich, Schülerich, …
- Non-binäre Varianten sind in diesem Konzept ebenfalls problemlos möglich, indem weitere Endungen wie beispielsweise ‑ix etabliert werden.
Die in einer früheren Version für das Maskulinum vorgeschlagene Endung ‑ling habe ich wieder verworfen. → Dialog zum »spezifischen Maskulinum« Neu und ungewohnt ist zunächst einmal nur das Suffix ‑ich zur Kennzeichnung der männlichen Form. Hat mensch sich daran gewöhnt, kann wieder flüssig und frei von Zweideutigkeiten geschrieben und gelesen werden.
Das Gendern mittels markiertem Maskulinum unterscheidet sich fundamental von allen anderen Formen, wie dem Gendersternchen oder dem »generischen Femininum«, indem es Platz macht für das, was immer schon gefehlt hatte – eine eindeutig neutrale, geschlechterübergreifende Form.
Wien, den 28. Mai 2021 (zuletzt aktualisiert am 24. Jänner 2025 →Urversion)
Ingo Lantschner
Nachtrag
Die Idee, durch Anhängen von -er spezifisch männliche Formen zu bilden, ist gar nicht so neu, wie ich anfangs dachte. Daniel Goldstein hat sie bereits im Mai 2020 formuliert.
Daniel Goldstein. Müssen nur Frauen Geräte selber putzen? 🌐
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