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Lichtverschmutzung

Künstliches Licht kann auch unabhängig vom Energieverbrauch störend wirken. Mit einfachen Maßnahmen schon lässt sich die Lichtverschmutzung erheblich reduzieren.

»Mit kaum etwas lässt sich Umweltschutz so schnell, einfach und unmittelbar wirksam betreiben, wie mit Licht (aus). Und das ohne merklichen Verzicht.«

– Paten der Nacht –

Klimawandel und zuletzt der Engpass an kostengünstiger, fossiler Energie haben auch zu eher kuriosen Maßnahmen, wie dem Abschalten von Schaufenster- und anderen Beleuchtungen geführt. An sich nicht falsch, erscheint mir deren Wirksamkeit in eher keinem Verhältnis zur Begeisterung zu stehen, mit der diese verkündet und verordnet werden. Aber! – neben den vermutlich eher bescheidenen Auswirkungen auf die Energiebilanz hat das gut alte »Licht aus!« dennoch einen weiteren, positiven Aspekt: Es reduziert die Lichtverschmutzung.

Blick auf die Milchstraße am Land (oben) und in der Großstadt (unten).

Der Begriff Lichtverschmutzung meint, den Verlust der nächtlichen Dunkelheit durch künstliche Lichtquellen, wie Straßenlaternen und müsste daher eigentlich »Dunkelheitsverschmutzung« heißen. Genauer betrachtet ist es aber an der Erdoberfläche niemals und zu keinem Zeitpunkt absolut dunkel: Sterne oder gar der Mond sorgen überall und immer für ein Minimum an Licht und genau dieses natürliche Nachtlicht, wird durch künstliche Lichtquellen verschmutzt. So betrachtet passt der Begriff Lichtverschmutzung wieder.

Die Folgen sind vielfältig: Gestörter Schlafrhythmus für Mensch und Tier; irritierte Insekten, Vögel und auch Fledermäuse; Verlust des Nachthimmels (die Sterne sind natürlich noch da, nur wir sehen sie nicht mehr).

Der missverstandene Sicherheitsaspekt

»Mehr Licht« wird häufig mit »mehr Sicherheit« gleichgesetzt. Dabei wird aber gerne übersehen, dass grell ausgeleuchtete Wege erst recht für dunkle Ecken an den Rändern sorgen. Das menschliche Auge kann sich zwar an unterschiedliche Beleuchtungs­situationen anpassen, bei großen Helligkeits­unterschiede benötigt es aber einige Zeit. Daher wären vom Standpunkt der Sicherheit aus gleichmäßig und dezent ausgeleuchtete Wege besser als grell angestrahlte.

Auch die Farbtemperatur Die Farbtemperatur wird in Kelvin (K) angegeben. Je höher die Farbtemperatur um so kälter erscheint uns das Licht. Gebräuchliche Leuchtmittel haben Farbtemperaturen in den Größenordnungen von unter 3.300 Kelvin (Warmweiß), 3.300 bis 5.300 Kelvin (Neutralweiß) bis über 5.300 Kelvin (Tageslichtweiß). spielt eine Rolle: Licht mit hohem Blauanteil (hoher Farbtemeperatur) wird als grell und blendend empfunden. Auch wirkt es ungemütlich und somit eher verunsichernd als warmweißes Licht mit hohem Rot- und Gelbanteil.

Bei der Außenbeleuchtung von Häusern, wirken Bewegungsmelder auf sinistrer Gestalten eher abschrecken als Dauerlicht. Eine permanent hell angestrahlte Fassade erlaubt dem Einbrecher in aller Ruhe das Objekt der Begierde und dessen Schwach­stellen zu studieren, während er selber ungesehen in einem dunklen Eck steht.


Was ein jeder tun kann?

Im eigenen Garten und rund um’s Haus können einfache Maßnahmen schon viel bewirken:

  • Warmes Licht statt kaltes vermittelt uns Menschen Geborgenheit – im Außenbereich ist das gut für die »gefühlte Sicherheit«; vor allem aber zieht es Insekten weniger an und stört die Tiere weniger als kalt-weiße Lichtquellen.
  • Lichtstärke überprüfen – weniger starke Leuchtmittel sind vielleicht ausreichend oder sogar besser, weil die Blendwirkung abnimmt.
  • Beleuchtung die zur Tritt­sicherheit oder Kriminalitäts­prävention dient, sollte nicht eigespart werden – aber Bewegungsmelder bieten mehr Abschreckung als Dauerlicht. Um nicht im Dunklen zu stolpern genügt es ebenfalls, wenn das Licht nur bei Anwesenheit im zu beleuchtenden Bereich brennt.
  • Effektbeleuchtung: Die Beleuchtung im Garten nur Einschalten, wenn auch jemand hinschaut.

Eine ausführlichere Beschreibung der im privaten Bereich möglichen Maßnahmen findest du auf der Seite Paten der Nacht - Tipps.

Öffentliche Straßen und Wege

Vor allem die Gemeinden könnten einiges bewirken:

  • Ist eine Beleuchtung hier nötig? Endet die Beleuchtung mitten am Weg oder leuchtet diese die Wege nur sehr ungleichmäßig aus, sind die so entstehenden dunklen Ecken eher störend und es ist zu überlegen, die Beleuchtung als Ganzes abzubauen. Öffentliche Beleuchtung kostet Steuergeld in der Errichtung, der Wartung und für die Energie, das vielleicht für etwas anderes besser eingesetzt wäre.
  • Mit Leuchtstoffröhren betriebene Peitschenlampen sollten wegen ihres Streulichts durch nach unten strahlende LEDs ersetzt werden.
  • Leuchtmittel mit warmer Lichtfarbe statt kalter einzusetzen, reduziert die Blendwirkung, erhöht das subjektive Sicherheitsgefühl und zieht weniger Insekten an.
  • Sportplatzbeleuchtungen konsequent abschalten, wenn der Platz nicht genutzt wird
  • Schaffung einer »Meldestelle«: Klare Kommunikation an die Bürger, wo unnötige, übertriebene oder vergessene Beleuchtung gemeldet werden kann.
  • Bewegungsmelder sind auch im öffentlichen Bereich sinnvoll: »Mitlaufendes Licht« - Bewegungsmelder auf den Laternen, schalten die Lampen der umgebenden Masten ein oder heller - das Licht läuft also mit und das funktioniert sogar für Radwege.


Bedeutung der Maßnahmen

Die im eigenen Garten und Haus gesetzten Maßnahmen helfen vergleichsweise viel, die Aufhellung des Nachthimmels zu reduzieren. Eine Untersuchung der Stadt Wien ist zu dem Ergebnis gekommen, dass nur ein Drittel der Licht­verschmutzung auf die Straßen­beleuchtung zurück geht. Ein weiteres Drittel resultiert alleine aus Geschäfts­beleuchtungen, ist also dem privaten Bereich zuzuordnen. Am Land fällt der Anteil der Schaufensterbeleuchtungen natürlich geringer aus, dafür haben die Haus- und Gartenbesitzer einen größeren Einfluss auf die Umgebungshelligkeit.

Las Palmas – nach unten gerichtet, orangefarbene Leuchten reduzieren das Streulicht, erkenntlich am Fehlen der »Lichtglocke«. Das orange Licht streut nicht nur weniger es stört darüber hinaus die Tiere und Insekten nicht so sehr.

Bei all dem gilt aber wie so oft: Nicht übertreiben! Bauwerke dürfen angestrahlt oder Gärten beleuchtet werden, einfach nur weil es schön aussieht. Es müssen auch nicht ganze Siedlungen in einem schwarzen Loch verschwinden. Die oben vorgestellten Maßnahmen können auch mit Bedacht angewandt schon viel bewirken.


Quellen

Wikipedia. Lichtverschmutzung 🌐

Wikipedia. Farbtemperatur 🌐

lampe.de Magazin. Zukunftsfähige Straßenbeleuchtung: Intelligentes Licht nach Bedarf (nicht mehr abrufbar)

Paten der Nacht. Hautptseite 🌐

Stadt Wien. Licht über Wien – Eine erste vollständige Perspektive 🌐


Hinweise

🌐 Wieviele Sterne sehen wir noch? – zum Mitmachen, eine Initiative des Verein Kuffner-Sternwarte

→ Gutes Licht – Varia über die Lichtqualität im Innenbereich:


Bildnachweise

Von Jeremy Stanley - originally posted to Flickr as Southern sky, country vs. city, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5680791

Las Palmas, von Mathias Siebold - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33871892

https://www.trilux.com/de/blog/insektenfreundliche-beleuchtung/

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