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Den Wienfluss-Kanal erfahren!
Wir haben die Strecke für den in Diskussion befindlichen Rad-/Fußweg unten im Wienfluss-Kanal vorab befahren und Erstaunliches entdeckt: Der Wienfluss-Kanal ist bei näherer Betrachtung alles andere als tot, die Perspektiven von unten hoch spannend und von einer einmaligen Ästhetik.
Inhalt
»Die Zeiten in denen der Wienfluß kaum zugänglich ist und sich weitgehend unserer Wahrnehmung entzieht, könnten bald der Vergangenheit angehören. […] ist die Errichtung eines Rad- und Fußweges vorgesehen. […] Kreuzungsfrei vom Donaukanal bis zum Wienerwald!«
»Bald« ist ein dehnbarer Begriff wie wir wissen. Immerhin haben wir seit 2010 mit dem Wientalradweg von Hütteldorf bis Hietzing einen Freizeitweg, den Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen nützen dürfen. Doch die Verbindung weiter in die Stadt hinein harrt ihrer Umsetzung. Wir haben die gesamte Strecke zwischen Hütteldorf bis knapp vor der Mündung in den Donaukanal wortwörtlich erfahren.
Von Hütteldorf bis zur Furt beim Hackinger Steg
Vorweg: Teile dieser Strecke sollten nur mit Genehmigung und gut vorbereitet gefahren werden! Wir treffen uns in Hütteldorf, dort wo der Halterbach in die Wien mündet und diese sich teils geplant, teils aus eigener Kraft renaturiert hat. Hier plätschert das Wasser und schnattern die Enten. Mitten im saftigen Gras und Schilf wachsen Wassermelonen – gekeimt aus den Überreste eines Picknicks vom Vorjahr? Solche überraschenden Gewächse werden wir weiter unten auch noch finden.
U4-Querung beim Hackinger-Steg bis Kennedy-Brücke
Ab der künstlich geschaffenen Furt beim Hackinger Steg wird es deutlich betonlastiger. Abgesehen von ein wenig Fugengrün besteht das gesamte Bauwerk nur aus Stein. Trotzdem wird es von Spaziergängern genutzt. Aber natürlich ist das ein enormer, der Sonne vollkommen ausgesetzter Hitzespeicher. Die tagsüber aufgenommene Wärme hindert die kühlen Westwinde zuverlässig daran, bis in die innere Stadt zu gelangen, wo Abkühlung immer wichtiger wird.
Hietzing bis Gürtel
Ab hier ist das Betreten des Wienflussbettes verboten, weil die Gefahr, von einer Hochwasserwelle erwischt zu werden, leider nur schwer und mit einiger Sachkenntnis zu bewerten ist. Das Wasser der Wien speist sich aus den Wienerwaldbächen, welche sehr rasch anschwellen – auch dann, wenn in Wien noch die Sonne scheint.
Dennoch ist gerade der an die Kennedybrücke direkt anschließende Teil einer der schönsten und sollte von den beiden angrenzenden Parks – Hadikpark links, Coudenhove-Park rechts, für alle sicher erschlossen werden können.
Weiter geht es in Richtung U4-Station Meidlinger Hauptstraße. Hier ist der Wienfluss erstmals über eine längere Strecke überplattet und es wurde und wird massiv in die Kaltluftschneise hinein gebaut. Unklar ist, ob die Wirkung der Gebäude auf den Luftstrom jemals abgeschätzt und berücksichtig wurde.
Innenstadt
Mariahilf, Margareten bis Naschmarkt
Das Querschnittsprofil des Wienflusskanals ändert sich bis zum Naschmarkt kaum noch. Doch die zahlreichen »Brücken« und Bauten entlang der Wienzeilen zeigen an, dass wir in der Innenstadt angelangt sind. Es grüßt die grüne Nevillebrücke …
Dem natürlich coolen Platz unter der Brücke, widmen wir uns im Artikel → Geschichten von der Nevillebrücke. Wird der Verkehrsknotenpunkt noch zum Coolspot?
Tunnel: Naschmarkt bis Stadtpark
Der Tunnel ist heute weitestgehend unbeleuchtet und ob seiner Länge auch mit dem Fahrrad nicht so schnell zu durchqueren. Am Weg liegt ein Notausgang, der über eine Treppe auf den Naschmarkt führt sowie die Einmündung des Ottakringer Baches.
Stadtpark
Hier endet unsere Tour. Über Treppen, die einstmals für einen Eislaufplatz auf der gefrorenen Wien angelegt wurden, verlassen wir den Wienflusskanal.
Auffällig hier, die senkrechten Mauern und das Portal sind begrünt. Dies war ursprünglich anders geplant. Doch weil der Stadt Wien rund um die vorletzte Jahrhundertwende das Geld ausging, wurde das unfertige Bauwerk solcherart kaschiert. Der damalige Bürgermeister, Dr. Lueger soll beim Anblick des Ohmannschen Wienabschlusswerkes geäußert haben: »Nur recht viel Grün, damit man nichts sieht.« Heute sind wir froh um das Grünzeug, wenn auch eine aufgestaute Wien dem Ensemble einen merklichen Mehrwert verleihen würde.
… aber hoffentlich bald!
Eine unglaubliche Reise entlang des Flusses, der Wien seinen Namen gab, geht zu Ende. Von oben aus dem Stadtpark schallt ein gut gelauntes »Dös is aber ka Radlweg?« herab. Wir antworten mit »Nein leider, noch nicht – aber hoffentlich bald!«
Siehe auch
Dieser Artikel ist Teil der →Wienfluss Serie
Quellen
Der neue Wienfluss. Magistrat der Stadt Wien – MA 45
Wasser Stadt Wien. Zentrum für Umweltgeschichte der Universität für Bodenkultur Wien.
Nur recht viel Grün! Das Wienfluss-Portal im Stadtpark, von Dr. Iris Meder
Bildnachweise
Farbphotographien Ingo Lantschner, August 2022
Dieser Artikel ist Teil der
Serie Wienfluss
- 28.07.2022
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Geschichten von der Nevillebrücke
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